Blutdruck senken durch salzarme Kost

Hypertoniker sollten das Salz in der Suppe streichen und auch sonst auf gesunde Ernährung achten. Durch eine Diät sinkt nicht nur das Körpergewicht, auch der Blutdruck.

Jede Minute sterben in Europa zwei Menschen an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Der Grund: Bluthochdruck (Hypertonie). „Bluthochdruck ist der größte Risikofaktor für den Schlaganfall und ist einer der größten für Herzversagen, Herzinfarkt, die arterielle Verschlusskrankheit und Erkrankungen der Nierengefäße“, warnt Univ.Prof. Dr. Dieter Magometschnigg, Leiter des Instituts für Hypertoniker in Wien. „Bluthochdruck kann jeden treffen. Es gibt allerdings diverse Faktoren, wie Übergewicht und unsere „normal“ gesalzenen Speisen, die die Entstehung begünstigen.“

Hier die Risikofaktoren auf einen Blick:

  • Familiäre Neigung zu erhöhtem Blutdruck
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Zuckerkrankheit (Diabetes), sowohl Typ 1 (insulinabhängige Diabetes) als auch Typ 2 (Altersdiabetes)
  • Chronische Nierenerkrankungen
  • Übermäßiger Alkoholgenuß
  • Fette, salzhaltige Ernährung
  • Erhöhter Cholesterinspiegel
  • Bewegungsmangel
  • Stress

Im Schnitt hat jeder vierte Erwachsene zu hohen Blutdruck. Mit dem Alter nimmt das Risiko zu: Fast jeder zweite Mensch über 65 leidet heute unter arterieller Hypertonie. Trotzdem wissen viele – besonders jüngere Menschen – gar nichts von ihrem Risiko. „Denn zu hohen Blutdruck spürt man nicht, er tut nicht weh, allein durch das Blutdruckmessen lässt sich die Erkrankung wirklich diagnostizieren“, rät Univ.-Prof. Magometschnigg zur regelmäßiger Überprüfung der Blutdruckwerte. „Wer Symptome wie Herzklopfen, Beklemmungen, starke Druckkopfschmerzen, Schwindelgefühle, Schweißausbrüche, Ohrensausen oder Nasenbluten spürt, hat meist schon viel zu lange gewartet.“

 

Ab wann ist der Blutdruck eigentlich zu hoch?

Kleiner Exkurs in die Physiologie des Menschen: Unser Herz schlägt etwa 100.000 Mal am Tag und pumpt in dieser Zeit bis zu neun Tonnen Blut durch den Kreislauf. Wenn der Blutdruck steigt, muss das Herz mit immer größerer Kraft pumpen, um das Blut trotz der Widerstände in den Gefäßen durch den gesamten Körper zu transportieren. Beim Pumpen zieht sich das Herz zusammen und dehnt sich wieder. Das kann man als Pulswelle zum Beispiel an der Innenseite des Handgelenks spüren. Beim Zusammenziehen des Herzmuskels (Systole) entsteht der Wellenkamm des oberen Blutdruckwertes: der systolische Blutdruck. Wenn sich der Herzmuskel wieder entspannt (Diastole), entsteht das Wellental des unteren Blutdruckwertes: der diastolische Blutdruck. Der Blutdruck wird in der Maßeinheit mm Hg (= Millimeter Quecksilbersäule) angegeben – wie beim Luftdruck des Barometers. Menschen, die ständig Werte von mehr als 135 mm Hg systolisch zu 85 mm Hg diastolisch messen, haben zu hohen Blutdruck. Da die Werte im Laufe des Tages schwanken, benötigen die Experten mindestens 30 Meßwerte zur Diagnose. Magometschnigg: „Wenn sieben Werte höher als 135/85 mmHg sind, sprechen wir von Hypertonie.“
Genauer:

Bei Werten von 135 bis 180 mm Hg systolisch zu 85 bis 105 mm Hg diastolisch sprechen die Mediziner von milder Hypertonie. Bei Werten von 180 bis 210 zu etwa 105 bis 115 besteht ein mittelschwerer Bluthochdruck. Und bei Werten von mehr als 210 zu 115 leiden die Betroffenen an schwerer Hypertonie.

„Die Behandlung des Übergewichts hat in der Therapie des Hochdrucks einen sehr hohen Stellenwert. Denn eine Reduktion des Gewichts senkt den Blutdruck sichtbar. Auch salzarm Essen hat einen entsprechenden Effekt. Bei milder Hypertonie kann das ausreichen“, tröstet Margometschnigg. Mittlere und schwere Hypertonie sollen mit Medikamente bekämpft werden. Dafür stehen über 150 Medikamente zur Verfügung: Die modernste Medikamentengruppe sind die AII-Antagonisten (Erläuterung im Kasten 2), die den Blutdruck ohne nennenswerte Nebenwirkungen managen und somit präventiv vor Herzinfarkt und Schlaganfall wirken.

Weitere Infos:

www.blutdrucksms.at

 

So senken Sie Ihren Blutdruck

  • Kaliumreiche Ernährung (viel Obst und Gemüse)
  • Sinnvoller Umgang mit Genußmitteln (nicht mehr als täglich eine Flasche Bier oder 1/4 Wein), kein Nikotin
  • Steigerung der körperlichen Aktivität (mindestens täglich eine halbe Stunde spazieren gehen)
  • Abbau von seelischen und körperlichen Uberlastungen in Beruf und Freizeit (Tai Chi, autogenes Training, Jogging etc.)
  • Körpergewicht normalisieren (der Blutdruck sinkt häufig schon allein durch Gewichtsabnahme)
  • Essen Sie möglichst wenig tierische Fette. Je niedriger der Cholesteringehalt im Blut, desto günstiger wirkt sich auch die Blutdrucknormalisierung auf die Gefäßverkalkung aus
  • Zweimal wöchentlich Seefisch statt Fleisch
  • Einschränkung des Kochsalzverbrauchs (nicht mehr als fünf Gramm Salz am Tag). Je mehr Kochsalz Sie zu sich nehmen, desto ungünstiger für Ihren Bluthochdruck. Verdammen Sie den Salzstreuer aus der Küche, würzen Sie mit Kräutern. Es wird eine Zeit dauern, aber dann nehmen Sie den Eigengeschmack der Lebensmittel wieder viel besser wahr.

 

Auch Sonnenschein senkt den Bluthochdruck.

Der Lehrstuhl für Naturheilkunde der Freien Universität Berlin hat zahlreiche Belege dafür gesammelt. Demnach haben Menschen in Äquatornähe niedrigere Blutdruckwerte und leiden seltener an Bluthochdruck. In Deutschland beispielsweise sind die durchschnittlichen Werte im Sommer niedriger als im Winter. Ein Anteil des Sonnenlichts, Ultraviolett-B, regt die Haut zur Bildung von Vitamin D an. Derselbe Lichtanteil kann einen erhöhten Blutdruck senken.

 

Medikamente als Blutdruckmanager:

Blutdrucksenkende Medikamente setzen an verschiedenen Punkten an: Erweiterung der Blutgefäße, Reduzierung der Flüssigkeitsmenge in den Blutbahnen oder Blockierung der Körperreaktionen auf Stress. Welcher medikamentöser Ansatz im individuellen Fall der Erkrankung gewählt wird, hängt von Alter, Geschlecht, Schweregrad der Hypertonie und Begleiterscheinungen wie Diabetes oder einem eventuell erhöhten Cholesterinspiegel ab.
Angiotensin-II-Antagonisten

sind die jüngste und verträglichste Substanzklasse der blutdrucksenkenden Medikamente: Angiotensin-II ist ein körpereigener Botenstoff, der neben anderen Wirkungen zur Verengung der Blutgefäße führt, wodurch der Blutdruck ansteigt. Antagonisten, das heißt Gegenspieler des Angiotensin-II, verhindern dies, so dass sich die Blutgefäße nicht verengen und der Blutdruck sinkt. Angiotensin-II-Antagonisten zeichnen sich durch eine sehr gute Verträglichkeit und eine unkomplizierte Einnahme aus – eine Tablette pro Tag genügt. Angiotensin-II-Antagonisten bekämpfen auch erfolgreich die Folgeerscheinungen des Bluthochdrucks: So konnte im Rahmen einer Studie mit Angiotensin-II-Antagonisten gezeigt werden, dass bei Patienten mit Herzschwäche das Risiko, an einem plötzlichen Herzversagen zu sterben, deutlich sinkt.

Urteil:

Sehr gut, auch für Patienten mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion. Besonders bei Diabetikern, bei Herzschwäche, wenn Medikamente „schlecht“ vertragen werden.

Diuretika

entwässern, indem sie die Nieren zu verstärkter Tätigkeit anregen. Dadurch scheidet der Körper mehr Wasser und Salze aus. Weniger Salz bedeutet: niedrigerer Blutdruck.

Urteil:

Eine alte, sehr bewährte Therapie erster Wahl. Laborkontrollen, vor allem der Elektrolyte im Blut, sind angezeigt. Unerwünschte Wirkungen müssen beachtet werden.

Betablocker:

Teile des Nervensystems reagieren bei Stress mit Anhebung des Blutdrucks. Betablocker wirken dem entgegen, der Blutdruck sinkt und das Herz schlägt langsamer.

Urteil:

Gelten nach wie vor als preisgünstige Therapie erster Wahl. Bei Herzschwäche und Angina pektoris ein Muss. Ihre präventive Wirkung wurde in der Vergangenheit bei älteren Patienten etwas überschätzt. Unerwünschte Wirkungen müssen beachtet werden. Unbedingt die Fachinformation lesen.

Kalziumantagonisten

hemmen die Wirkung von Kalzium in den Muskeln der Gefäßwände. Auf diese Weise wird der Grad der Anspannung niedriger, die Gefäße entspannen und erweitern sich – der Blutdruck sinkt.

Urteil:

Diese Gruppe ist uneinheitlich und schützt besonders vor Schlaganfällen, weniger vor Herzschwäche: Die unerwünschten Wirkungen sind eher lästig als gefährlich. Das gilt vor allem für die geschwollenen Knöchel. Trotzdem: Fachinformation lesen.

ACE-Hemmer

blockieren das Enzym ACE, welches bei der Bildung des Botenstoffs Angiotensin-II eine Rolle spielt. Ein hoher Anteil von Angiotensin-II wird allerdings ohne die Hilfe des Enzyms ACE gebildet. Deshalb hemmen ACE-Hemmer den Einfluss auf die Menge von Angiotensin-II nur teilweise.

Urteil:

Medikamente erster Wahl. Die lästigste unangenehme Nebenwirkung: Trockener Husten, der oft erst nach Wochen auftritt!